Alumna im Porträt: Dr. Annette Ludwig

Dr. Annette Ludwig studierte an der Universität Karlsruhe (TH) Kunstgeschichte, Baugeschichte und Neuere deutsche Literaturwissenschaft. Seit 2022 ist sie Direktorin der Museen der Klassik Stiftung Weimar und verantwortet 21 Museen mit den entsprechenden Sammlungen. Bei den großen Infrastrukturprojekten der Klassik Stiftung Weimar, zu denen die Sanierung des Residenzschlosses, die denkmalgerechte Instandsetzung und museale Neukonzeption des Goethe-Wohnhaus-Ensembles und der Neubau für die bedeutenden Graphischen Sammlungen zählen, ist sie mit ihrem Team für alle musealen Belange zuständig. Das ordentliche Mitglied der European Academy of Sciences and Arts (Salzburg) ist in zahlreichen Beiräten, Kuratorien, Gremien und Jurys tätig. Seit 2008 ist Ludwig Lehrbeauftragte am Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaften und Studium Generale (ZAK) des KIT, heute Forum, und seit 2024 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern (Schweiz).
Welche wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus Ihrem Studium prägen Sie noch heute?
"Kunstgeschichte unter dem Primat der Technik" war 1965 die Rektoratsrede von Prof. Dr. Klaus Lankheit überschrieben, womit der Kunsthistoriker auch auf die Anfänge des kleinen Fachs an der Technischen Hochschule Karlsruhe verwies – und damit auch auf die Unterschiede zur universitären Lehre, die sich noch in meiner Studienzeit in den 1980er Jahren und letztlich bis heute manifestieren. So waren die Überblicksvorlesungen und der Fokus auf die Architekturgeschichte, auf die gebaute Umwelt, für mich ebenso prägend wie der Bezug zur Praxis in Form von Übungen vor Originalen in den Museen vor Ort, das Eintauchen in die zeitgenössische Kunst durch Atelierbesuche, Künstlergespräche oder erste eigene Erfahrungen mit der Kulturpolitik, im Ausstellen, öffentlichen Präsentieren und Vermitteln von Kunst. Hierbei war der "Personalschlüssel" im kunsthistorischen Institut, d.h. kleine Seminare und eine intensive Betreuung durch die (ausschließlich männlichen) Professoren, sehr wertvoll. Dieses Umfeld bildete nicht nur die Basis für Fachwissen, Kunsttheorie, Methodik und ästhetische Bildung, sondern für bereichernde Begegnungen und Freundschaften, Leidenschaft und eine Begeisterung für das Fach, das ich immer wieder studieren würde. Daher engagiere ich mich seit 2008 auch als Lehrbeauftragte am KIT und versuche zurückzugeben und die inspirierende, ermutigende Mentorin zu sein, die ich mir als Studentin gewünscht hätte.
Welchen Mehrwert ziehen Sie daraus, Mitglied im Alumninetzwerk zu sein?
Der Austausch mit Alumni unterschiedlichster Professionen, Herkünfte und Erfahrungsräume ist eine wunderbare Gelegenheit, verschiedene, nationale wie internationale Perspektiven kennenzulernen und zusammenzubringen. Er bietet Raum für den fachlichen Dialog, für die Diskussion relevanter Themen oder Herausforderungen und Zukunftsorientierung, etwa durch (Forschungs)kooperationen, denn Netzwerke, aber auch Vorbilder, tragfähige Beziehungen und Freundschaften sind gerade auch in Führungspositionen essenziell.
Welche Vision haben Sie für das KIT?
Das KIT sollte zum lebenslangen Lernen in einer sich rasant transformierenden Gesellschaft ertüchtigen, Angst vor Risiko und Verantwortung nehmen, Dynamik, Optimismus, persönliches "Wachstum", strukturelle Neuerungen, Exzellenz und Innovation fördern; kurzum eine Vorreiterposition beanspruchen, auch und gerade in den Geisteswissenschaften, die sichtbarer und gestärkt werden müssen. Inter- und Transdisziplinarität sowie eine forschungsgetriebene, wertebasierte und wertschätzende Kultur leisten einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung unserer erodierenden Demokratie – und damit für den Erhalt einer auch für nachfolgende Generationen lebenswerten Welt, in der der Blick auf das Menschliche nicht verloren geht. Denn Bildung ist Zukunft.